Quelle: Asus
Ist es eine Nintendo Switch? Ist es ein Steam Deck? Nein, es ist ein Gaming-Laptop mit einem eingebauten Controller statt einer Klappe. Wir haben das Asus ROG Ally getestet.
12. Juli 2023
Die Geschichte von Gaming-Handhelds auf dem Massenmarkt ist heute mehr als 30 Jahre alt. 1990 kam mit dem ersten Game Boy von Nintendo das bis heute wohl berühmteste Gerät der Kategorie auf den Markt. Abgesehen davon gibt es nicht viele grosse Erfolge im Handheld-Sektor. Weiter haben Mobile Gaming auf Smartphones und Tablets den Markt noch kompetitiver gemacht.
In den vergangenen Jahren gab es aber einen neuen Aufschwung. Einmal mehr hat Nintendo vorgespurt und mit der Switch 2017 einen Handheld-Konsolen-Hybrid auf den Markt gebracht.
Und seit 2022 gibt es mit dem Steam Deck des Spielentwicklers und Game-Plattform-Betreibers Steam einen weiteren grossen Player. Plattform-seitig nutzt das Steam Deck ein eigens gebautes, Linux-basiertes Betriebssystem (SteamOS). Damit ist das Gerät zumindest halb-proprietär, da es "nur" für Steam-Games konzipiert ist. Derweil bleibt Nintendo bei bewährten Prozessen: Das Switch-Ökosystem ist vollständig proprietär gehalten.
Der Herausforderer: Asus
2023 wird die Nische nun einmal mehr attackiert – und zwar von Asus ROG (Republic of Gamers). Das Produkt heisst ROG Ally und das Konzept ist eigen genug, um als dritter Player neben der Switch und dem Steam Deck eine Daseinsberechtigung zu finden. Kurz gesagt: Das Gerät ist ein Gaming-Laptop mit Windows 11, welches die Klappe mit einem eingebauten Controller ersetzt. Und damit ist es so "offen", wie das ein Windows-PC eben ist.
Berappen muss man für das vorliegende Testmodell 800 Franken, was etwa auch dem Preis des Steam Decks (in der vergleichbaren 512-GB-Version) entspricht. Die Switch liegt mit etwa 300 Franken derweil deutlich darunter.
Billiger als ein Gaming-Laptop – diese starten meist erst im vierstelligen Bereich – ist das Ally damit aber schon mal.
Specs & Ausstattung: Min-Maxing
Als Betriebssystem nutzt das gut 600 Gramm schwere Asus-Handheld wie schon angemerkt eine reguläre Windows-11-Installation. Die Bedienung erfolgt via Touch-Eingabe auf dem 7-Zoll-Screen (1080p, 120 Hz Refresh Rate, 500 Nits). Als Anschluss verfügt das Gerät über einen einzigen USB-C-Port und unterstützt damit auch jegliche mit Windows kompatible Peripherie und handelsübliche USB-C-Docks. Angetrieben wird die Testversion von einer AMD Ryzen Z1 Extreme CPU mit acht Kernen und einer AMD-Radeon-Grafikeinheit mit 12 Compute Units und bis zu 2,7 GHz. Weiter sind WiFi 6E und Bluetooth 5.2 an Bord.
Nicht auf Augenhöhe mit dem Herstellerversprechen ist das Ally bei den versprochenen Akkulaufzeiten und Frames per Second (FPS). Asus verspricht aber, hier nochmal zu investieren und das Gerät Software-seitig weiter zu optimieren. Grob gesagt: Wir erzielen bei anspruchsvolleren Games nicht weit über 2 Stunden Laufzeit und 40 FPS (bei tiefsten Grafiksettings). Perfekt ist die Leistung (und der kleine Screen) aber für kleinere Titel wie etwa Hades oder die Ori-Reihe.
Auf dem absoluten Minimum bewegt sich das Ally beim Zubehör. Einzig ein Ladekabel und ein kleiner Ständer aus Pappe finden sich im Lieferumfang. Beides gibt es aber auch in Premium-Ausführungen zum Dazukaufen: Anstelle des Ladekabels gibt es ein kleines Charger Dock (Fr. 80.-), das neben einem USB-C-Port für das Ally einen USB-A- und einen HDMI-Ausgang bietet. Und anstelle des unglaublich popligen Papp-Ständers gibt es mit dem Travel Case (Fr. 40.-) eine schmucke und gut designte Transport-Tasche, die aufgeklappt als Ständer dient. Mit vollem Funktionsumfang – dazu gleich mehr – kostet die Konsole also 120 Franken mehr.
Geduld ist gefragt
Die Hardware macht im Test eine recht gute Figur. Was aber nicht heissen soll, dass sie ohne Probleme ist. Denn vor allem Software-seitig stolpert das Gerät ab und zu. Besonders auffällig ist das ironischerweise bei der vorinstallierten Bloatware von Asus.
Das ist erstens Armoury Crate, das als Controller-gesteuertes Kontrollzentrum und als Game-Launcher dient. Die zweite Asus-eigene Software ist das Command Center. Dieses bietet eine praktische und persönlich anpassbare Auswahl an Quick Settings (ähnlich den Draw-Down-Settings bei Android/iOS).
Das Problem: Sowohl Armoury Crate als auch das Command Center leiden an recht einschneidenden Performance-Problemen, haben kleinere Bugs und bleiben ab und an hängen. So ist der Wechsel zwischen dem Controller- und dem Desktop-Modus (Touchscreen bzw. Maus und Tastatur) ziemlich unzuverlässig. Nicht nur einmal mussten wir ein Game neu starten, weil das Ally nach einer kurzen Spielpause mal wieder glaubte, dass wir mit Maus und Keyboard weiterspielen wollten und das Umschalten nicht funktionierte.
Aber: Das Gerät ist jung und während unseres ausgiebigen Tests wurden bereits Updates eingespielt, mit denen die Experience schon mal besser wurde. Man lässt die Käufer also wenigstens nicht alleine im Regen stehen. Und abgesehen von den gelegentlichen und immer seltener werdenden Abstürzen ist die Asus-Software recht praktisch und benutzerfreundlich.
Mehr als ein Game Boy
Doch wenn das Ally läuft und keine allzu grossen Faxen macht, bereitet es viel Spass. Gerne und oft blieben wir auch für ausgedehnte Spiel-Sessions am Handheld kleben. Das ist gut zum Pendeln, auf langen Reisen oder wenn man im Sommer im Liegestuhl dem Spiel frönen möchte.
Neben dem primären Einsatzgebiet als Handheld ist das neue Asus-Gadget als Windows-Rechner aber vielseitiger, als man im ersten Moment denken könnte. Ein bisschen zusätzliche Hardware ist dafür aber noch nötig.
Für Social Gaming
An den Fernseher angestöpselt (am einfachsten mit dem erwähnten Charging Dock) und einigen kabellosen Controllern lassen sich im Handumdrehen nette Gruppenaktivitäten auf dem Sofa starten.
Für Core Gaming
Für den richtigen Gamer-PC-Ersatz ist eine externe Grafikkarte notwendig. Asus verkauft hierfür für etwa 2500 Franken die ROG XG Mobile – eine externe Nvidia Geforce RTX 4090 Laptop GPU. Gepaart mit dem Dock und vernünftiger Gamer-Peripherie sollte das Ally damit auch stationär gute Dienste leisten. Testen konnten wir das aber nicht.
Für die Arbeit
Als Windows-Rechner taugt das Ally grundsätzlich für die meisten Einsatzgebiete und damit auch für die meisten Arbeitsaufgaben. Kombiniert mit dem Charging Dock, einem mobilen Screen und etwas Peripherie wird das Ally zu einem spannenden Begleiter für Reisen: Gamen im Flugzeug, arbeiten vom Hotelzimmer aus. Geopfert wird dabei aber das Arbeiten auf dem Schoss, wie es mit dem Laptop möglich ist.
Langzeittest & Wertung
In unserem ausgiebigen Test macht das ROG Ally alles in allem eine gute Figur. Dank Patches wurden die anfänglich sehr mühsamen Aussetzer weniger und liegen nun schon fast in einem Rahmen, wie man sich das von anderen Windows-PCs gewöhnt ist. Und auch die Hardware hat während der ausgedehnten Testdauer treue Dienste erwiesen. Für kleinere Titel ist das Ally fantastisch, für Premium-Games würden wir eine grössere Maschine (oder die ergänzende externe GPU mit einem zusätzlichen Screen) empfehlen.
Recht irritiert sind wir aber vom Lieferumfang: Denn ohne Travel Case und Charging Dock ist das Ally weder wirklich mobil noch kann es eine der grossen Stärken – die Vielseitigkeit – ausspielen. Ehrlichweise kostet das Gerät daher nicht 800, sondern 920 Franken. Aber auch damit ist es sein Geld nach wie vor wert, wenn man das sucht, was es bietet.
Quicktest
Trotz Problemen mit der Bloatware und einem enorm bescheidenen Lieferumfang sind wir angetan vom ROG Ally. Es ist ein treuer Reisebegleiter und punktet mit flexiblen Einsatzmöglichkeiten – vom Game Boy Ersatz hin bis zum ernstzunehmenden Arbeitsrechner. Dank der Windows-Plattform hat man dazu grosse Flexibilität, was die Software-Nutzung betrifft. Der Preis ist mit 800 Franken nicht tief, aber grade noch im Rahmen.
Info: Asus ROG, rog.asus.com
Wertung: 5/6 Sterne (win)
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